„Die Essenz des Guten ist eine bestimmte Form der bewussten Entscheidung, so wie die Essenz des Bösen eine andere ist. Welche Rolle spielen dann die äußeren Umstände? Sie sind bloß das Rohmaterial für unsere bewussten Entscheidungen, erst im Zusammenspiel mit ihnen entwickelt sich das Gute oder Böse.
Wie finden wir das Gute? Doch nicht, indem wir staunend das Rohmaterial betrachten. Denn wenn unsere Urteile über das Material gradlinig sind, dann treffen wir gute Entscheidungen, aber wenn diese Urteile verworren sind dann fällen wir schlechte Entscheidungen.“
– Epiktet, Lehrgespräche 2.1.12
Der Stoiker sucht nach Beständigkeit, Gelassenheit und Selbstbestimmung – Eigenschaften die im, Trubel des Alltags, helfen bei uns zu bleiben. Doch wie erreichen wir dieses Ziel? Nicht indem wir Einflüsse von außen meiden oder gar uns in Abgeschiedenheit zu begeben. Sondern indem wir unser Urteilvermögen nutzen die Außenwelt zu sondieren. Unser Verstand ist in der Lage die verworrenen, verwirrenden und oft überwältigen Einflüsse Ordnen.
Nutzen wir jedoch unseren Verstand nicht, passiert es schnell, dass wir uns von den Einflüssen der Welt übermannen lassen. Unser Urteilsvermögen wird anfangen zu welken, wie eine Blume die man nicht gießt. Der Alltagstrubel wird uns mit hoher Wahrscheinlichkeit die innere ruhe rauben.
Wenn du Beständigkeit suchts, wenn du Klarheit anstrebst, wenn du deinen Urteilen vertrauen möchtest, dann ist das nutzen deine Verstandes ein guter Weg.
Artwork: The Desperate Man (1843–45), Gustave Courbet